Hundegeschichten

Mein Mann sein Hund und ich

Wie alles begann, ist eine etwas längere Geschichte. Bereits meine Eltern und Großeltern väterlicher wie auch mütterlicher Seite waren Jäger, daher gehören Hunde seit meinem ersten Lebensjahr zu unserer Familie. Unseren ersten Hund, einen Deutsch-Kurzhaar, hatte mein Vater bei einer Jagd in einer Falle gefunden und nach ca. einer Woche, nachdem sich niemand meldete, bei uns aufgenommen. Ich war gerade einmal ein Jahr alt, und wir wuchsen sozusagen gemeinsam auf. Bari wurde damals vom Tierarzt auf vier Jahre geschätzt. Er konnte sich Türen perfekt aufmachen, und so passierte es auch des Öfteren, dass er mich von der Schule abholte. Bari hatte wirklich ein erfülltes Leben und starb erst im 18. Feld.
Im Winter darauf, in unserem Skiurlaub bei meiner Tante in Salzburg, bekamen wir dann Timo geschenkt, einen wirklich tollen Rauhaardackel mit Papieren und genialen jagdlichen Anlagen. Ihn führte mein Vater zu etlichen Prüfungen, und auch mit ihm hatten wir viele großartige jagdliche Erlebnisse.
Und jetzt kommt mein Mann ins Spiel. Timo war der erste Hund, den mein Mann bei uns kennen lernte. Mein Mann – ein Städter, der keine Ahnung von Hunden und schon gar nicht vom Jagen hatte. Es hatte ihn zwar immer interessiert, doch es fehlte einfach die Gelegenheit. Bereits nach einem Jahr unserer Beziehung machte mein Mann die Jagdprüfung und für uns beide war klar, wir würden irgendwann einen eigenen Hund haben. Dann starb Timo im Alter von zehn Jahren. Für meinen Vater und mich stand fest, es muss sofort wieder ein Hund her. Aber diesmal kein Geschenk, sondern ein Welpe. Mein Vater entschied sich für eine Kleine Münsterländer-Hündin mit dem Namen Betty. Von nun an wurde alles richtig gemacht, es wurden viele Bücher gelesen, konsequent trainiert und im Zeitraum von drei Jahren wurde sie bis zur Schweißsonderprüfung geführt.
Sie war ein richtiges Familienmitglied. In der Zwischenzeit hatten mein Mann und ich schon unser Haus gebaut und selbst zwei Kinder bekommen, welche quasi auch mit Betty aufwuchsen.
Mit ihr machte meine Mutter ihren ersten Münsterländer-Wurf, und für mich stand damals schon fest, ebenfalls einmal in das Zuchtgeschehen einzusteigen. Mittlerweile weiß ich, es gibt einfach nichts Schöneres, als einen gesunden Wurf aufzuziehen und die Welpen dann an sehnsüchtig wartende Besitzer abgeben zu können. Es sollte allerdings noch einige Zeit dauern. Mein Mann schloss nebenbei noch ein Studium ab und bereits einige Monate vorher schauten wir uns nach einer für uns geeigneten Jagdhunderasse um. Ein Deutschlanghaar musste es sein, und wir wurden fündig im Zwinger „von Niederösterreich“ von Hermann Bauer. Mit ihm und seiner Familie verbindet uns noch immer eine sehr gute Freundschaft. Mein Mann schloss seine Diplomprüfung im Mai ab und bereits im Juni konnten wir unsere Eika abholen.
Dann begann für uns alle eine wirklich tolle, wie auch anstrengende Zeit. Ich war, da mein Sohn eine Behinderung hat, ja die meiste Zeit zu Hause und somit Eikas ständige Bezugsperson. Dies änderte sich jedoch schlagartig. Nach der ersten Woche fuhr Eika dann täglich mit ins Revier und ich war nur mehr interessant, wenn es Futter gab. Sie freute sich natürlich immer, wenn einer unserer Familie nach Hause kam, seien es die Kinder oder ich, aber kam das Herrchen, waren wir alle abgemeldet. Von nun an wurde hart gearbeitet. Jeden Tag nach der Arbeit beim täglichen Spaziergang wurde geübt, dies machte nicht nur Eika sondern auch dem Herrchen viel Spaß. Natürlich ergaben sich dabei auch manche Schwierigkeiten. Mein Mann hatte viele Bücher gelesen, es war aber doch nicht so leicht, diese in die Praxis umzusetzen. Eika war eine recht leichtführige Hündin und gehorchte wirklich brav. bends kamen beide dann oft total schmutzig, der Hund mit Kletten verfilzt und triefend nass, der Mann mit schlammigen Stiefeln und speckigen Hosen nach Hause. Dies stimmte mich natürlich nicht immer glücklich, denn da unsere Eika ihren Platz bei uns im Haus hat, bröckelte der Schmutz erst im Trockenzustand herunter und wir hatten Sand und Waldboden im ganzen Haus verteilt. Trotzdem würde ich nie wieder auf einen Hund verzichten wollen.

Aber nun wieder zurück zu meinem Mann und seinem Hund. Die Ausbildung machte wirklich allen großen Spaß. Jeden Sonntag fuhren wir nach Tulln zum Hundekurs des Tullner Jagdklubs. Ich war immer dabei, und auch unseren Kindern machte es viel Freude. Lisa, meine Tochter, freute sich immer besonders, wenn Eika alles perfekt machte und anderen Hunden irgendwelche Streiche einfielen, so wie Fuchs-Eingraben oder das Schleppwild durch die Luft schupfen. Nach kurzer Zeit hatten wir beim Kurs viele gute Freunde gefunden, es bildete sich eine kleine Gruppe von Vorstehhundeführern, mit denen auch viel außerhalb der Kurszeiten gemeinsam geübt wurde. Unter anderem fuhren wir jede Woche, immer am Mittwoch, nach Wiesenreith zur Familie Görgl. Herr Mf. Görgel hielt in seinem idealen Revier ebenfalls einen Kurs ab. Diese Übungstage zu besuchen war wirklich ein recht großer Aufwand für uns, da Wiesenreith im Waldviertel von Gablitz aus ja nicht gerade um die Ecke ist. Mit insgesamt zweieinhalb Stunden Fahrzeit gab es vor 22 Uhr kein Heimkommen, und trotzdem wurde der Mittwoch im Kalender rot angestrichen, und kein Termin war wichtiger. Ich will nicht sagen, dass das jeder so machen muss, aber eine gewisse Konsequenz in der Ausbildung des Vorstehhundes gehört einfach dazu, sonst wird das nichts. Wenn es dann noch der ganzen Familie Spaß macht und alle gemeinsam fahren, erspart das möglicherweise auch noch einigen Ärger mit der Frau. Nachdem die Anlagenprüfung sowie die Feld- und Wasserprüfung erfolgreich abgeschlossen waren, ich mich in der Zwischenzeit zum perfekten Schleppenzieher entwickelt hatte, war unser nächstes Ziel die Vollgebrauchsprüfung. Jetzt wurden Schweißfährten getupft, ein Fuchs-Hindernis aufgestellt und wieder fleißig geübt. Meinen Mann, ein sehr ruhiger Führer mit wirklich viel Geduld, konnte auch bei den Prüfungen nichts so leicht erschüttern. Ich hingegen war immer sehr nervös und aufgeregt, obwohl ich nur Zuschauer war. Trotzdem war ich bei den Prüfungen immer dabei und wollte mir nichts entgehen lassen. Für Eika war es nie eine Ablenkung, da wir ja beim Üben auch Vieles gemeinsam machten. In der Zwischenzeit sollte die Nennung für die Internationale Vollgebrauchsprüfung in Deutschland erfolgen, und Frau DI Rausch bat meinem Mann, es sich doch zu überlegen, ob wir nicht in Eschenau (Nürnberg) für Österreich starten wollen. Kurz überlegt war es für uns klar, mit drei anderen Österreichern an den Start zu gehen. Nun hieß es also: im September VGP in Österreich und im Oktober IVGP in Deutschland. Wir mussten uns ausreichend Schleppwild und Füchse besorgen, um wirklich gut vorbereitet zu sein. Da ich mich weigerte, das Schleppwild in unsere Tiefkühltruhe einzufrieren, musste auch ein zusätzlicher Tiefkühlschrank – extra für Eika – her.
Nach einiger Zeit des Übens war es dann so weit, der Tag der IVGP kam näher und wir fuhren an einem Donnerstagmittag nach Nürnberg. Am Abend wurden alle Nationen bei einem Essen recht herzlich begrüßt und die Prüfung, welche für Freitag und Samstag geplant war, kurz durchgesprochen. Wir bekamen einen genauen Plan für den Ablauf der Prüfung und gingen recht bald in unser Zimmer. Das Schleppwild, welches von jedem Führer selbst mitzubringen war, hingen wir einstweilen in der Dusche zum Trocknen auf. Da es aber am nächsten Morgen immer noch recht nass war, musste ich mit meinem Fön etwas nachhelfen und das Wild gut trocken föhnen. Gesamt gesehen verlief die Prüfung für uns recht erfolgreich, leider mussten wir bei der Schweißfährte den Hund zweimal neu ansetzen und fielen somit in den dritten Preis. Am nächsten Tag traten wir zufrieden die Heimreise nach Österreich an, und wir wussten nun beide, dass wir eine perfekte Zuchthündin unser Eigen nennen durften.
Inzwischen haben wir mit Eika zwei erfolgreiche Würfe aufgezogen und planen für das Frühjahr 2012 unseren dritten Wurf, aus welchem wir uns wieder eine Hündin behalten werden, denn ein Leben und Jagen ohne Hund können wir beide uns nicht mehr
vorstellen! Fotos vom dritten Wurf finden Sie unter dem Button C-Wurf.

Eine weitere Geschichte über unsere Wurferfahrungen folgt in Kürze.